31.8.06

HOK Lesen: Suchen und Finden: Keine Anzeichen für eine "Googlearchy"

Die Popularität von Google führte einige Beobachter/innen zur Annahme, dass die Suchmaschine einen selbstverstärkenden Effekt erzeugen könnte: Populäre Websites (also solche, auf die viele Links führen) tauchten weiter oben in den Suchergebnissen auf, was wiederum ihre Popularität (also ihre Verlinkung) steigerte - es entsteht eine so genannte "Googlearchy".

Doch eine Studie der Indiana University School of Informatics hat ergeben, dass diese selbstverstärkenden Effekte viel weniger zum Tragen kommen, als vermutet, ja dass die Suchmaschinen sogar eher einen ausgleichenden Effekt bewirkten.
“Our study demonstrates that popular sites receive on average far less traffic than predicted by the Googlearchy theory and that the playing field is more even.” (Filippo Menczer)
Dennoch lässt sich eine Verteilung der "Popularität" in den Suchmaschinen-Rankings zeigen, die den Erwartungen der Netzwerk-Theorie entspricht: eine langsam auslaufende Kurve mit wenigen sehr populären und vielen wenig populären Websites. Trotz des Wachstums des Webs verändert sich an dieser Verteilung wenig. Die Netzwerk-Theorie ist fasziniert, weil sich das Web ähnlich wie ein soziales Netzwerk verhält, bzw. beschreiben lässt. Es gibt Anzeichen, die von den Teilnehmer/innen richtig gedeutet werden - so können Menschen in ihrer Gesellschaft erkennen, wer über mehr und wer über weniger Einkommen verfügt, ohne das genaue Vermögen oder Einkommen der entsprechenden Personen zu kennen. Ähnlich, so die Aussage der Studie, verhält es sich mit der Popularität von Websites: Suchmaschinen zeigen auf, wer populärer ist, ohne die genaue Zahl und die genaue Herkunft der Links zu zeigen, die auf die Websites führen.
(via Recherchen-Blog.)

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24.8.06

HOK Lesen: Quellen: Komplott- und Verschwörungstheorien

Schon ganz zu Beginn dieses Blogs sprach ich von Verschwörungstheorien, die mit den Publikationsmöglichkeiten im Internet eine ideale Plattform bekommen haben. Neustes Beispiel, dass es sogar in die Mainstream-Medien geschafft hat (man werfe ein Blick auf Google News) ist der Amateur-Dokumentarfilm "Loose Change", der hinter den Terror-Anschlägen auf die Twin Tower (auch bekannt als 9/11) nicht Al-Kaida sondern die US-Regierung vermutet und dies zu belegen versucht.
Nun ist diese Theorie nicht sonderlich neu: bereits kurz nach den Anschlägen gab es Gerüchte (auch im Internet, notabene, als Beispiel sie hier auf die Artikel-Serie WTC-Conspiracy verwiesen), welche aus den zahlreichen Ungereimtheiten rund um die Anschläge Komplott-Theorien strickten.
So vermag der Film durchaus mitzureissen, wenn es darum geht, noch einmal die unklaren Elemente darzustellen und darauf zu verweisen, dass die US-Regierung viele Informationen zurückhält. Beim Versuch, eine alternative Deutung zu begründen, wirkt der Film (bzw. seine Argumentation) etwas schmalbrüstig.
Natürlich gibt es zahlreiche Entgegnungen auf die Behauptungen der Filmemacher, drei junge und enthusiastische, aber ideologisch unverdächtige Amerikaner. Um einen Überblick zu erhalten, ist Wikipedia mit seiner schnellen Publikationsfrequenz und der Neutral Point of View-Policy sehr hilfreich. Im entsprechenden Artikel zu Loose Change werden die Hauptaussagen werden aufgeführt und die wichtigsten Gegenargumente, samt Links zu Befürwortern und Kritikern.

Der Film selber ist jetzt gar in einer zweiten "Auflage" mit einigen Korrekturen auf dem Netz zu sehen, selbst eine Version mit deutschen Untertiteln gibt es (die Untertitel sind zum Glück besser übersetzt (nämlich tadellos) als die Website, auf der man den Film als "Stream" anschauen kann). Die neuen digitalen Produktions- und Distributionsmöglichkeiten bieten diese Möglichkeiten, auch bei Filmen (nicht nur bei Artikeln), Updates nachzuliefern und darin Fehler zu korrigieren oder neue Erkenntnisse einfliessen zu lassen.

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22.8.06

HOK Schreiben: Google eröffnet Writely

Nun ist es soweit: die Online-Textverarbeitung, die gleichzeitiges Erfassen und Bearbeiten von Text erlaubt (samt Festlegung, wer den Text bearbeiten, bzw. ihn nur ansehen darf), mit Namen Writely, die Google im März gekauft hat, ist nun (nach einer längeren Phase interner Arbeiten) zugänglich. Wer will kann sich einen Account anlegen. Der Dienst ist kostenlos - es gibt also keinen Grund, ihn nicht auszuprobieren. Allerdings gilt Writely noch als Beta, ist also noch nicht ganz fertiggestellt (und kostet dann irgendwann vielleicht doch etwas). Writely wird in der Presse weniger als Konkurrenz zu kollaborativen Texterfassungs-Systemen wie Wikis, sondern eher als Konkurrent zur Microsofts Textverarbeitung Word aufgefasst. Das heisst meines Erachtens zweierlei:
  1. Kollaboratives Schreiben ist auch mit Word möglich (mit Einschränkungen und: es ist nicht die zentrale Art der Nutzung dieser Software)
  2. Die mutmassliche Nutzung ist wohl wirklich die einer "Online-Textverarbeitung": A schreibt einen Text und B und C schauen mal drauf und machen Anmerkungen (was mit Wikis nicht so einfach möglich ist). Einfacher, als den Text hin und her zu mailen.
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18.8.06

HOK Lesen: Suchen und Finden: Das unsichtbare Web

Die Informationswissenschaftler Mayr und Lewandowski nehmen in einer aktuellen Publikation das Thema des "unsichtbaren Webs" oder des "Deep Web" (oder in ihrem Fall präziser: des "invisible academic web") auf: jener Teil des Webs, der von Suchmaschinen nicht erfasst wird und damit für die meisten Nutzer/innen des Internets unsichtbar bleibt. Dazu gehören einerseits Seiten, die aus technischen Gründen von den Suchrobotern nicht gefunden werden oder deren Inhalte nicht indiziert werden können. Nicht gefunden werden Seiten, zu welchen keine oder falsche Links führen, aber auch Bereiche oder ganze Websites, deren Betreiber willentlich die Suchroboter mit entsprechenden Einstellungen ausschliessen und ihre Inhalte nicht in die Suchmaschinen indiziert haben wollen (ein Umstand, den Mayr und Lewandowski in ihren Übelegungen nicht berücksichtigen). Zu den nicht indizierbaren Dateien gehörten früher auch PDF-Dateien, heute sind es Musik-, Video- aber auch Flash-Dateien, während Bild-Dateien ja schon ziemlich gut in die Suchmaschinen-Abfragen eingebunden wurden.

Zum unsichtbaren Web (und hierauf konzentrieren sich Mayr und Lewandowski) gehören auch die zahlreichen via Web erreichbaren Datenbanken: angefangen von öffentlich zugänglichen Bibliothekskatalogen bis hin zu kostenpflichtigen Text- und Bilddatenbanken. Nicht (mehr) dazu gehören datenbankbasierte Web-Angebote wie etwas Amazon, deren Inhalte durch zahlreiche dynamische Verlinkungen von den Suchrobotern umfassend indiziert werden können.

Eine Studie von Michael K. Bergman aus dem Jahr 2001 schätzte, dass die Datenmenge in den Datenbanken jene des in Suchmaschinen indizierten Webs um das 550-fache (!) übersteige. Mayr und Lewandowski kommen bei einer kritischen Würdigung nun zum Schluss, dass die wirklich für wissenschaftliche Zwecke interessanten und relevanten Text-Datenbanken vielleicht gleich viel Daten beherbergen wie das "offene Web" auch: also in der Grössenordnung von einigen Milliarden Dokumenten. Weggerechnet wären dabei Datenbanken mit technischen Inhalten oder Rohdaten und Bilder (zum Beispiel Satellitenbilder). Ob sie beispielsweise Patentrecht- oder Zeitungsvolltext-Datenbanken auch zu der relevanten Menge gezählt haben, erläutern Mayr und Lewandowski nicht näher.

Sie gehen auch nicht näher auf den (von ihnen erwähnten) Umstand ein, dass im "offenen Web" nur ein Bruchteil der Inhalte wissenschaftlichen Ursprungs sind. Eine Schätzung von Lawrence und Giles (aus dem Jahr 1999) geht davon aus, dass 6% der im Web auffindbaren Inhalte als wissenschaftlich bezeichnet werden können. Folglich sind im unsichtbaren Web fast zwanzigmal mehr wissenschaftlich relevanten Daten vorhanden als im offenen Web.

Natürlich versuchen die Suchmaschinen, die sich als Suchinstrumente zu stark etabliert haben, um den Nutzer/innen wieder Datenbankabfragen beliebt machen zu können, die Inhalte des unsichtbaren Webs zu erschliessen: Google Scholar oder Scirus suchen gezielt Inhalte dieser Datenbanken ab und sind zu diesem Zweck Kooperationen mit wissenschaftlichen Verlagen und Datenbankbetreibern eingegangen. Oftmals kann man Inhalte zwar finden, muss diese aber bezahlen, wenn man sie einsehen will.

Mayr und Lewandowski plädieren einerseits dafür, genauere Untersuchungen über Art und Umfang des unsichtbaren Webs anzustellen (sie selber stellen nach eigener Deklaration nur plausible Überlegungen an), und andererseist, dass sich verschiedene Körperschaften und Institution in Kooperationen zur Erschliessung des unsichtbaren Webs zusammenschliessen sollten (ähnlich dem von ihnen erwähnten, aber nicht sehr erfolgreichen Projekt Vascoda). Ähnliche Forderungen zu europäischen Gegeninitiativen zu den US-amerikanischen Projeken zur Erschliessung des Webs (insbesondere durch Google) sind auch schon erhoben worden, etwa im Zusammenhang mit dem Buch-Digitalisierungsprojekt von Google.

Literatur:
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16.8.06

HOK Schreiben: Zeitleisten

In der Geschichtsdidaktik sind Zeitleisten wichtige Visualisierungen, die chronologische Abfolgen sichtbar machen können. In Wikipedia sind erste solche Zeitleisten bereits erstellt worden (zum Beispiel zur Schweizer Geschichte), nun bietet auch die Projektgruppe Semantic Interoperability of Metadata and Information in unLike Environments am MIT eine Open-Source-Software, welche die Erstellung von Zeitleisten (nicht nur für den Gebrauch bei der Geschichtsvermittlung) ermöglicht.
Noch ist die Handhabung nicht einfach, sie setzt gewisse Kenntnisse beim Bearbeiten von HTML und Javascript-Code voraus. Doch es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis Historiker/innen und Geschichtslehrer/innen vergleichsweise einfach Zeitleisten je nach konkretem Bedarf für die Darstellung von zeitleichen Abfolgen und Zeiträumen erstellen können. Vielleicht sind aber auch die Schüler/innen schneller...

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14.8.06

HOK Reden: Googeln ist kein Verb (sagen Googles Anwälte)

Die Anwälte von Google verschicken Post an Zeitungen in den USA: diese mögen bitten den Gebrauch von "Google" als Verb (to google somebody) unterlassen und stattdessen eleganter formulieren: I ran a Google search. Die Befürchtung von Google: wenn googeln zu einem allgemein üblichen Verb und zu einem Synonym für Internet-Recherche, dann kann Google keine Markenrechte an dem Namen mehr geltend machen - so wie dies Sony mit dem "Walkman" passierte. Der Albtraum von Google: dass die Konkurrenz mit Slogans werben kann wie: "Googeln Sie erfolgreicher mit Yahoo!"
Manche Firma wäre froh, ihr Name würde als Verbeträger, äh... als Verb missbraucht. Wenn man bedenkt, dass vor acht Jahren keiner den Namen Google kannte...
Meldung bei Tagesschau.de

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11.8.06

Aus der Welt der Wikis: Der Zusammenhang von Wikipedia und Rock'n'Roll

Aus einem Interview der Technology Review mit Wikipedia-Gründer Jimmy Wales anlässlich der Wikimania Anfang August:

TR: Was sagen Sie Lehrern und Professoren, die ihren Schülern und Studenten nicht erlauben, aus der Wikipedia zu zitieren, weil sie keine bekannte und verlässliche Quelle sei?

Wales: In den Fünfzigerjahren haben Eltern ihren Kindern doch auch verboten, Elvis Presley zu hören. Es ist einfach lächerlich, Studenten zu sagen, sie dürften die Wikipedia nicht nutzen. Sie tun es ja doch. Professoren sollten wieder ihre Verantwortung wahrnehmen, den Studenten beizubringen, mit der Welt auf eine erwachsene Art und Weise umzugehen. Sie sollten ihnen beibringen, Quellen kritisch zu würdigen. Sie sollten lehren, wie die Wikipedia entsteht und ihre Stärken und Schwächen erläutern. Und Sie sollten den Studenten sagen, wann sie ein Lexikon nutzen sollten und wann Primärquellen besser sind.

Lexika können einem schnell akkurate Hintergrundinformationen liefern. Wenn Sie einen Roman über den Zweiten Weltkrieg lesen und da ein Begriff auftaucht, den sie nicht kennen, greifen Sie zu einer Enzyklopädie und schauen es nach. Müssen Sie eine Seminararbeit zu dem Begriff schreiben, sind weder Britannica noch Wikipedia die richtige Quelle. Den Lexikon-Eintrag kann man als Einstieg lesen, aber dann muss man seine Hausaufgaben machen.

Und außerdem: Rock'n'Roll wird niemals sterben – die Wikipedia auch nicht. Wenn man seinen Studenten also sagt, sie nicht zu benutzen, hilft man ihnen damit überhaupt nicht.

Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Wer Wikipedia nutzt, tut gut daran, diese Quelle kritisch zu würdigen. Das beginnt mit einer Analyse der Entstehung und der Menschen, die zum fraglichen Artikel beigetragen haben und einem Quervergleich mit einer anderen Quelle. Das sollten Geschichtsstudierende schon in der Einführungsveranstaltung lernen. Aber vielleicht lohnt es sich, das auch explizit mit Wikipedia zu machen.

Ausserdem: Wales hat in seiner Eröffnungsrede an der Wikimania nicht nur den Ausschnitt aus dem Colbert-Report zur Wikiality gezeigt, sondern auch selbstkritisch zur guten Evaluation durch die renommierte Wissenschaftspublikation Nature angemerkt (Zitat aus der Zusammenfassung bei Wikipedistik - vielen Dank, Tim Bartel):
Nach ein paar Worten zu den Milestones des letzten Jahres (Quantität der Artikel in den verschiedenen Wikipedias) sprach er über die Seigenthaler-Affäre (“Apparently there was an error in Wikipedia”) und den Nature-Test. Hier wies er nocheinmal deutlich darauf hin, dass dieser für die Wikipedia sehr glücklich ausgegangen ist und ein Vergleich in einem anderen Bereich als den Naturwissenschaften vermutlich nicht zu einem vergleichbar positiven Ergebnis gekommen wäre.
Mehr zu Wikimania auch im Spiegel-Artikel "Elefanten überrennen Lexikon" (Der Titel bezieht sich auf auf die Wikiality-Aktion von Colbert). Dort fand ich folgende Passage zu den geplanten "stabilen" (= geprüften und für gut befundenen) Artikeln, die in Kürze beim deutschen Wikipedia eingeführt werden soll:
Auch der Erfinder des Prinzips "Wiki", Ward Cunningham, zeigt sich skeptisch. "Solange Wikipedia zwei Versionen hat [eine editierbare und eine "stabile", unveränderbare - Anmerkung Jan Hodel], ist das ok. Sollte aber in Zukunft ausschließlich eine von Zeit zu Zeit stabilisierte Version entstehen, dann wäre Wikipedia tot. Ohne die soziale Interaktion ist Wikipedia nichts."
Wikipedia ist eben mehr als ein Gratis-Online-Lexikon. Ein (sehr populäres) Beispiel für eine dank ICT mögliche Form des gemeinschaftlichen Erstellens und Veränderns (und Diskutierens) von Texten. Rock'n'Roll eben.

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9.8.06

Aus der Welt der Wikis: Wikipedia und Geschichtswissenschaft (laut Rosenzweig)

Ich hatte kürzlich die Frage gestellt, welchen Wert Wikipedia für die Geschichtswissenschaft habe und eine Untersuchung dazu gewünscht. Darauf folgte prompt der Hinweis auf einen Artikel von Roy Rosenzweig, seines Zeichens Leiter des Center for History and New Media an der George Mason Universität in Fairfax, Virginia mit dem Titel: Can History be Open Source? Wikipedia and the Future of the Past (erschienen in The Journal of American History, 93/1 (2006), S. 117-146). Eine gute Zusammenfassung hat Tim Bartel in seinem Wikipedistik-Blog schon geliefert, hier noch einmal die wichtigsten Fakten aus meiner Sicht.

Rosenzweig stellt zunächst einmal fest, dass nur 6 Prozent der 32'000 seit dem Jahr 2000 im Journal bibliographierten Titel mehr als einen Autoren, bzw. eine Autorin aufweisen. Geschichte schreiben ist eine indiviualisierte, keine kollaborative Arbeit - bislang.

Er differenziert bei der Analyse der Einträge: Artikel zu allgemeinen Themen, z.B. die Überblicksartikel zur Geschichte verschiedener Nationen, sind weniger gut als biographische Artikel. Dies liege laut Rosenzweig einerseits daran, dass es relativ schwierig sei, gute zusammenfassende Darstellungen kollaborativ zu verfassen.
[...] such broad synthetic writing is not easily done collaboratively.
Andererseits seien biographische Artikel in dieser Hinsicht einfacher zu schreiben, weil sie einem bewährten und bekannten Muster folgten. Rosenzweig hat 25 biographische Einträge in Wikipedia genauer untersucht, mit entsprechenden Einträgen in Encarta und American National Biography Online (ANB Online) verglichen und dabei praktisch keine faktischen Fehler vorgefunden. Allerdings sei der Stil doch nicht so überzeugend und die historische Einbettung und Deutung nicht so stringent wie beim Referenz-Werk ANB Online.

Bemerkenswert ist die unterschiedliche Gewichtung von bei der Länge der Artikel, ja der Auswahl an Biographien in Wikipedia, die den Präferenzen der hauptsächlichen Benutergruppen entsprechen: Der Eintrag zur Fernsehserie Coronation Street (eine Art englische Lindenstrasse) könne länger sein als jener über Tony Blair. Allerdings wurde der Artikel zu Blair nach der Äusserung dieser Kritik von Dale Hoiberg, dem Herausgeber der Encyclopedia Britannica, umgehend von der Wikipedia-Gemeinde ausgeweitet.

Rosenzweig sieht auch das Bemühen um Neutralität (das Neutral Point of View-Gebot) als Schwierigkeit, zu überzeugenden Darstellungen zu gelangen. Im Bemühen um Ausgeglichenheit werden die Artikel gerne steril und wenig aussagekräftige Aufzählungen (Punkt-Listen) von Fakten.

Rosenzweig geht auch auf die Fehler in Wikipedia ein, die zwar grosse Verbreitung finden (weil Wikipedia bei Google so hoch gerankt wird, aber auch, weil viele Website die Gratisinformationen von Wikipedia übernehmen), aber auch schnell und einfach korrigiert werden können. Er stellt aber auch fest, dass die verbreitete Nutzung von Wikipedia unter Studierenden weniger ein Problem der Fakten, als ein Problem des Charakters von Wikipedia ist: es handelt sich um ein Lexikon-Projekt, und in Lexika werden Sachverhalte auf eine bestimmte Art und Weise abgehandelt, die nicht für den wissenschaftlichen Gebrauch geeignet ist (daher auch der Aufruf von Wikipedia-Gründer Wales, Wikipedia nicht zu zitieren). Die Fakten mögen stimmen: Aber reichen die Fakten aus, um Geschichte zu verstehen?

Was den Vorwurf der unwissenschaftlichen Entstehungsbedingungen betrifft, macht Rosenzweig auch interessante Feststellungen: Seiner Ansicht nach sei das kollaborative System der Artikel-Erstellung nichts anderes als eine Art Peer-Review - und auf den Diskussions-Seiten würden sich letztlich genau jene historischen Debatten (wenngleich nicht auf wissenschaftlichen Niveau) zutragen, die sonst von den professionellen Historiker/innen immer so schmerzlich in der Gesellschaft vermisst werden. Rosenzweig macht geltend, dass hier durchaus wissenschaftliche Prinzipien zum tragen kommen oder dies zumindest könnten. Er fordert schliesslich die Zunft dazu auf, sich lieber am Projekt Wikipedia zu beteiligen, als es als unwissenschaftlich abzuqualifizieren. Würden alle Historiker/innen nur einen Tag pro Jahr arbeiten, könnten die Inhalte etlicher Artikel wesentlich verbessert werden.

Er ärgert sich auch darüber, dass die durchaus vorhandenen, hervorragenden Online-Angebote zu Geschichte (wie zum Beispiel ANB online, aber auch JStor) nur gegen (teure!) Bezahlung zugänglich seien, obwohl sie mit nicht unerheblichen staatlichen Mitteln direkt oder indirekt gefördert worden seien. (Hier ist als löbliche Ausnahme das historische Lexikon der Schweiz zu nennen, dass genau jene Forderung erfüllt und kostenlos zugänglich ist).

Schliesslich sinniert Rosenzweig über Möglichkeiten, die Kraft von Communities für historische Projekte zu nutzen: Warum nicht die ehrenamtliche Tätigkeit für Transkriptionen von Quellenmaterial einsetzen, oder für das Verfassen eines standardisierten, frei zugänglichen Textbuches für Studienanfänger/innen? Natürlich zählt Rosenzweig auch die Schwierigkeiten solchen kollaborativen Arbeitens auf: Kosten, Promotionsordnungen, Renommé. Wer bezahlt, wer bestimmt und wie werden die individuellen Leistungen anerkannt, die in der kollaborativen Endergebnis "verschwinden"? Rosenzweig rät zum Schluss, dieser neuen Form, Wissen zu produzieren, genügend Aufmerksamkeit zuzuwenden. Aber letztlich bleiben auch bei seinem erhellenden Artikel doch viele Fragen noch offen.

Übersicht Aus der Welt der Wikis

HOK Lesen: Suchen und Finden: Google News

Google ist derzeit sehr präsent in den Medien. Da gibt es eine Ankündigung der Zusammenarbeit mit Associated Press; Google will Urheberrechtsstreitigkeiten mit den Medienunternehmen vermeiden. Ausserdem wird Google in Zukunft beim virtuellen Treffpunkt MySpace die Suchtechnologie beisteuern und die Werbeplätze verkaufen dürfen. Weiter will Google in den Ergebnislisten vor Websites mit schlechtem Ruf warnen (immer noch besser, als diese aus dem Index auszuschliessen) und die Zugänglichkeit für Behinderte zu den Suchergebnissen verbessern. In Sachen Klickbetrug hat sich Google nun mit den werbetreibenden und sich betrogen geglaubten Firmen eine aussergerichtliche Einigung erzielt, die mehr Transparenz bei der Abrechnung der Klicks vorsieht, und anschliessend Kritik an den Firmen geäussert, die behaupten, Klickbetrug nachweisen zu können. Ausserdem will die Universität von Kalifornien mit Google bei der geplanten Digitalisierung von Büchern zusammenarbeiten.

Übersicht: HOK Lesen: Suchen und Finden

HOK Lesen: Suchen und Finden: TimeMachine

Darauf haben wir Historiker doch schon lange gewartet: Dass die Informatiker mit einer Zeitmaschine aufwarten! Nun ist sie da: TimeMachine von Apple! Ok, ist eigentlich nur ein aufgemotztes Backup-Programm; aber doch in zweierlei Hinsicht interessant.

Zum einen: Versionierung wird Mainstream (merci Beat!). Was Wikis schon lange vorführen, kann nun auf jedem Desktop Einzug halten - und damit die Art der Arbeit verändern. Bislang haben wir (ich darf doch für alle sprechen?) die Dokumente vor lauter Angst, versehentlich ein Original zu löschen, ja ständig dupliziert oder ewig aufbewahrt. Dank TimeMachine lässt sich bei Bedarf relativ einfach noch einmal die Version von vorvorgestern zurückholen.

Zum andern: Man mag die Visualisierung gar trivial finden - doch hier kündigt sich (meines Erachtens) eine Veränderung der Benutzeroberfläche für das Durchforsten von Daten an. Nicht lange, und auch Bibliothekskataloge und Suchmaschinen werden wir mit dieser Form "virtueller Karteikärtchen" durchblättern statt mit den heutigen Listendarstellungen und "Next/Previous"-Navigationshilfen.

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7.8.06

HOK Reden: Informelles Lernen mit ICT und web 2.0 - und seine Folgen

In Beats Blog wurde ich aufmerksam auf einen ca. 30 Minuten langen Video-Beitrag von Nigel Paine, Head of BBC Learning and Development, der die Nutzung und Bedeutung von Blogs, Wikis und Podcasts bei der BBC beleuchtet. Besonders haften geblieben ist mir seine Aussage, wonach Blogs und Wikis das informelle Lernen fördern, dabei aber auch auf Lücken aufmerksam machen, die wiederum zu einem bewussteren Umgang mit formellem Lernen führe. In Anbetracht des Umstands, dass Menschen ihre eigenen Kompetenzen oft überschätzen ("Unskilled and Unaware of It" von Justin Kurger und David Dunning; auch via Beats Blog, merci!), müssen Blogs und Wikis direkt als segensreiche Erfindungen angesehen werden - wenn sie denn wirklich zu der Einsicht verhelfen, dass man sein Wissen ausbauen muss - und dazu beitragen, diese Einsicht auch in die Tat umzusetzen.

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2.8.06

HOK Lesen/Schreiben: Social Annotation

Noch eine Errungenschaft von Web 2.0: ein Dienst, der zunächst wie eine weitere offene Bookmark-Verwaltung daher kommt, aber mit neuen technischen Mitteln (und in einem neuen User-Umfeld) die Idee der Annotationen aufbringt: diigo. Ich bezweifle, ob die Zeit jetzt für diese Anwendung reif ist - eine ähnliche Idee (Anmerkungen auf Websites anbringen) ist in den 90er Jahren gescheitert. Aber möglicherweise ändern sich unsere Arbeitsgewohnheiten im Laufe der Zeit doch dahingehend (wie Kevin Kelly prophezeit), dass wir im Internet Schnippselchen zusammentragen und überall unsere Anmerkungen anbringen - und einen grossen Teil davon wohl (wei bei den Offline-Anmerkungen) wieder vergessen. Immerhin können die Annotationen für andere Anwender unsichtbar angebracht werden - das ist ein Vorteil gegenüber den Bleistift-Spuren in Bibliotheks-Büchern (die zuweilen interessant sein können, mich aber doch in der Regel stören).

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HOK Lesen: Quellen: Die Dritte Dimension - Karten (II)

Ergänzend zu meinem ersten Eintrag zu Karten hier noch ein Hinweis auf einen lesenswerten Artikel bei Telepolis darüber, wie Kartographien unsere Weltbilder beeinflussen. Besonders interessant sind die Hinweise auf die Karte der Tagesschau, die (ungewollt) abbildet, was wir schon lange wissen - das nämlich die Nachrichten aus anderen Teilen der Welt sehr spärlich auftauchen und sich zumeist um Kriege oder Katastrophen drehen. (Gilt übrigens auch für die Berichterstattung aus der Schweiz, die auch im Menü "Europa" ausgewählt werden kann: Berichte über Gewitterschäden, gesperrte Autobahnen, herunterstürzende Felsen.) Desweitern weist der Autor Nils Zurawski noch auf Projekte zu Informationskarten hin, welche gemäss inhaltlichen Kriterien proportioniert sind (Worldmapper), oder auf "emotionale Karten", die Einstellungen und persönliche Wahrnehmungen der Umgebung von Menschen abzubilden versuchen (Biomapping-Projekt).

Passend dazu die Meldung, wonach Greenpeace Frankreich in Google Maps nicht die Standorte von Feldern angeben darf, auf denen gentechnisch veränderter Mais angebaut wird, und der Hinweis auf ein Plug-In zu Google Earth, der in der Karibik eine Fantasie-Insel "Pirate Island" als Promotion für den Film "Pirates of the Caribbean II" einblendet. Karten können im Zeitalter von ICT für vielerlei Dinge verwendet werden.

Übersicht: HOK Lesen: Quellen

HOK Lesen: Suchen und Finden: Meta-Tag-Regelungen

Meta-Tags (Definition bei Suchfibel.de) sind Schnippsel im HTML-Code einer Website, die vom Browser nicht dargestellt werden (ausser, man ruft den Quelltext auf). Suchmaschinen (bzw. die Suchroboter, welche für die Suchmaschinen das Internet abgrasen) sehen diese Meta-Tags nicth nur, sie nutzen die Informationen darin für die Gewichtung bei Suchanfragen. Denn Meta-Tags werden in der Regel genutzt, um die wichtigsten Schlagworte aufzuführen, die den Inhalte der entsprechenden Seite zusammenfassen.

Nun wird immer wieder mit diesen Meta-Tags Schindluder getreiben - gerade, weil dies eine beliebte und einfache Möglichkeit bietet, die Trefferanzeige in Suchmaschinen zu manipulieren. Pornoseiten etwa schreiben "Golf, Auto, Fussball" und so weiter in die Meta-Tags. Die Suchmaschinenbetreiber haben dazu gelernt, diese Art von Manipulation funktionert praktisch nicht mehr.

Anders sieht dies aus, wenn Namen in den Meta-Tags genannt werden. Auch hier kann manipuliert werden: BMW setzt zum Beispiel VW, Opel, General Motors in seine Meta-Tags und wird zuoberst angezeigt, wenn jemand ein Suche nach Opel in der Suchmaschine absetzt (das Beispiel ist natürlich fingiert).

Diese Praxis ist schon eine Weile verboten. Neuerdings dürfen nebst Markennamen auch bürgerliche Namen nicht missbräuchlich in Meta-Tags verwendet werden: das ist etwa bei Anwaltskanzleien oder anderen Branchenein Problem, wo die Anbieter mit ihrem bürgerlichen Namen auftreten.

Metadaten (und Meta-Tags gehören dazu) sind Hoffnungsträger für die Strukturierung des Internets, zum Beispiel auch für das Anliegen des "Semantic Web". Sie sind attraktiv - auch für Tricksereien. Nutzer/innen von Suchmaschinen sollten die Bedeutung dieser Metadaten daher kennen. Und: es gibt Verbindungen zur Problematik des Urheberrechts. Sowohl Markennamen, aber erst recht bürgerliche Namen sind nicht immer eindeutig. Was macht ein Anwalt mit dem Namen Müller?

Übersicht: HOK: Lesen: Suchen und Finden

Aus der Welt der Wikis: Wikipedia bittet darum, nicht zitiert zu werden

Der Begründer von Wikipedia, Jimmy Wales, hat (laut CNet) in einer Rede vor College-Studierenden darum gebeten, dass diese Wikipedia nicht mehr zitieren sollen. Er erhalte wöchentlich etwa zehn Mails von enttäuschten Studierenden, die darüber klagen, dass ihre Dozenten die Nachweise nicht akzeptiert hätten. Wales hält die Verwendung einer Enzyklopädie (auch einer gedruckten...) ohnehin nicht sonderlich geeignet für eine wissenschaftliche Referenz. Er erwägt sogar das Bereitstellen eines Fact-Sheets, das die Zielsetzung von Wikipedia erläutert (und seine beschränkte Tauglichkeit für wissenschaftliche Zwecke), das von den Dozenten an die Studierenden abgegeben werden könnte. Bis dahin gibt es zumindest eine Liste mit "Frequently Asked Questions" zur Nutzung von Wikipedia in Schulen (und auch Universitäten - leider noch nicht auf Deutsch).

Ob sich die Studierenden nun nicht mehr auf Wikipedia stützen oder dies einfach nicht mehr in ihren Arbeiten nachweisen, würde mich brennend interessieren!

Nachtrag: Ok, ich gestehe es ein, ich war nicht ganz auf der Höhe: Schon letztes Jahr (anlässlich der Seigenthaler-Kontroverse) meinte Jimmy Wales, Wikipedia (oder überhaupt Enzyklopädien) sollte nicht zitiert werden.

Übersicht: Aus der Welt der Wikis.

Aus der Welt der Wikis: Wikiality

Der Satiriker Stephen Colbert prägte in seiner Colbert Report (eine Parodie auf die berüchtigte rechtslastige Sendung "The O'Reilly Factor") den Begriff "Wikiality" (Zitat aus Wikipedia, Hervorhebung durch mich):
He coined the portmanteau of Wikipedia and reality, Wikiality. Wikiality, by his definition, means the representation of truth on Wikipedia that is determined by consensus rather than fact. [...]. He also instructed viewers to change the elephant article to add that the number of elephants has tripled in the last six months, saying that if enough people agreed, it would become true and would be the first step on a path to saving the endangered beasts. [28] He goes on to express his love for Wikipedia as it presents a philosophy similar to Colbert's own truthiness (that intuition is more true than fact) as "if enough people believe something" it becomes true.
Als Ergebnis musste der Artikel über Elephanten gesperrt werden. Colbert hat mit seinem neu-erfundenen Ausdruck "truthiness" in den USA einiges Aufsehen erregt; das Wort wird nicht nur in einem sehr langen Eintrag in Wikipedia behandelt, sondern wurde auch zum Wort des Jahres gewählt.
Hier der Video-Ausschnitt zu "Wikiality" (bezogen vom bereits besprochenen YouTube):



Ich führe dies hier an, weil die Satire immer auch einen Kern Wahrheit enthält. Denn die Möglichkeit, dass die Mehrheit definiert, was wahr ist, ist bei einem offenen, kollaborativen Modell des Schreibens wie bei Wikipedia nicht nur gegeben, sondern Teil des Konzepts. Das Konzept baut darauf, dass die Mehrheit der Beteiligten auf der Basis rationaler Argumente Einträge verfasst und ergänzt. Doch kann (wissenschaftliche) Wahrheit demokratisch hergestellt werden? Natürlich gibt es die Möglichkeit, dass die Administratoren eingreifen können, wenn Wikipedia-Nutzer die Bestimmungen von Wikipedia (die auf Rationalität gründen) missachten. Doch wo endet Vernunft und wo beginnt Willkür? Mit anderen Worten (wie schon früher gefragt): Wer (oder was) "regiert" Wikipedia?

Übersicht: Aus der Welt der Wikis

HOK Lesen: Quellen: Videos und YouTube

Ich habe schon meine Ansichten dargetan, inwiefern Podcasts (oder generell digitalisierte Ton-Dokumente, die über das Internet verteilt werden, bzw. bezogen werden können) die Quellen-Basis verändern. Die Austattung mit schnelleren (bzw. "breiteren") Internet-Anschlüssen und verbesserte Übertragungs- und Komprimierungstechnologien führen dazu, dass sich zu den Audio-Dateien vermehrt auch audiovisuelle Dateien gesellen.

Dieser Trend hat auch einen Namen und eine Internet-Adresse: YouTube. Natürlich sind hier die gleichen Effekte zu sehen, wie in der Blogosphäre, dem Podcast-Universum oder Bildalbum-Portalen: Zum Einen gibt es unzählige Selbstdarstellungen und Trivial-Inhalte; zum Anderen werden Fernseh-Ausschnitte hochgeladen (-> illegal! Urheberrecht!!). Natürlich gibt es auch interessante und kreative Eigenleistungen. So lancierten drei Franzosen nach dem WM-Final (in dem der französische Fussballer Zinedine Zidane die rote Karte erhielt, weil er einen italienischen Gegenspieler mit einem Kopfstoss niederstreckte) einen Song, der den Kopfstoss von Zidane thematisierte (Coup de Boule). Auf YouTube gab es schon vor dem offiziellen Video einen (illegalen!) Zusammschnitt von Spielszenen, die den Song bestens veranschaulichten.

Doch YouTube wird auch für die "harten" Informationen zu einem interessanten Anlaufpunkt. Waren es während des Irak-Kriegs noch Blogger, die ungeschminkt die Realität des Kriegsalltags in der ganzen Welt bekanntmachten, sind es nun Kurz-Videos, die vom Krieg in Südlibanon berichten - wobei auch hier alle Regeln der Vorsicht bezüglich der Authentizität zu beachten sind.

Die Tagesschau weist auf diese neue Funktion von YouTube hin und macht sich Gedanken zur neuen Konkurrenz für die etablierten News-Medien. Einzelne TV-Konzerne gehen vermehrt dazu über, statt über Raubkopien zu klagen, selber ihre Inhalte auf YouTube zu veröffentlichen - und dies als Beitrag zur Imagepflege zu sehen. Die Tagesschau ist noch nicht auf YouTube vertreten, kann aber bereits als PodCast abonniert werden.

Das Verblüffende an YouTube ist nicht nur die Vielfalt der Videoschnippselchen, sondern auch die einfache Handhabung, die das Einbinden der Videos in eigene Websites oder Blogs ermöglicht. (Ein Beispiel folgt hier sogleich...).

Übersicht: HOK Lesen: Quellen

HOK: Lesen: Quellen: Urheberrecht (Grundlagen)

Ich habe mich freimütig zu meiner Unlust bekannt, mich mit Fragen des Urheberrechtes auseinander zu setzen, wiewohl ich ausdrücklich darauf hinweisen möchte, wie zentral diese Fragen im Zusammenhang mit Quellenkritik und wissenschaftlichem Arbeiten sind. Denn es geht nicht nur um Tauschbörsen für Songs und Filme, sondern auch um die Frage, inwiefern die Auslieferung digitaler Kopien durch Universitätsbibliotheken zu Zwecken der wissenschaftlichen Nutzung (bzw. das Bereitstellen von Arbeitsplätzen in Universitäten und Bibliotheken, die kostenlosen Zugriff auf elektronische Zeitschriften ermöglichen) weiterhin gestattet, bzw. geregelt sein soll .

Eine Übersicht zur Entwicklung des Urheberrechts im digitalen Zeitalter findet sich im Anschluss an diesen Artikel bei Heise, der die Geschichte des deutschen Urheberrechts (bzw. seiner Revision im Hinblick auf die Erfordernisse des digitalen Zeitalters) von 2003 bis Anfang 2006 zusammenfasst. Im Anschluss findet sich eine laufend aufdatierte Liste mit zahlreichen Links zu Meldungen, die Fragen des Urheberrechts betreffen. Darunter auch ein Hinweis auf die Rubrik "Copyright" bei Telepolis, die eher essayistische Artikel zu diesem Fragenkomplex umfasst.

In Frankreich herrscht derweil Ratlosigkeit, weil das oberste Verfassungsgericht eine sehr harte Linie beim Schutz von Urheberrechten fährt. Das behagt nicht einmal den Vertretern der Urheberrechts-Inhaber. Erstaunlich, wie unterschiedlich die Debatten selbst in Zeiten der globalisierten Digitalisierung in zwei benachbarten Ländern verlaufen können und zu welch unterschiedlichen Ergebnissen sie führen können.

Übersicht HOK Lesen: Quellen

1.8.06

HOK Lesen: Quellen: Urheberrecht und Medienkunst

Der Medienkunstschaffende Hans Bernhard, Mitglied des Künstlerkollektivs ubermorgen, kündigte eine Aktion an, ab Herbst mittels eines eigenen Programms Inhalte aus den bei Amazon digital bereitgestellten Büchern legal zu kopieren und weiter zu verbreiten. Amazon will sich (nach eigenen Worten) mit geeigneten Mitteln gegen dieses Vorhaben wehren. Die Zuschauer sind gespannt - und fragen sich, ob nicht die Ankündigung selbst bereits das Kernelement der Aktion ist.

Auch eine interessante Art, sich mit dem ungeliebten Thema des Urheberrechts auseinander zu setzen.

Übersicht: HOK Lesen: Quellen