25.4.06

HOK Lesen: Quellen: Automatisches Erkennen von gefälschten wissenschaftlichen Texten?

In Telepolis berichtet Florian Rötzer von Informatikern der Indiana University, die einen Inauthentic Paper Detector entwickelt haben. Sie behaupten, damit könnten sie computergenerierte Texte (wie er im Jahr 2005 an einer Tagung zur Begutachtung eingereicht und prompt angenommen wurde, obwohl er sinnlos, bzw. eben inauthentisch war) von Texten unterscheiden, die von Menschen geschrieben (oder gefälscht?) wurden. Offenbar (so die These der Informatiker) kommen in menschlichen Texten unterscheidbar andere Wortmustern vor als bei computergnerierten Texten. Florian Rötzer führt bei der Gelegenheit auch die Begriffe "authentische2 und "inauthentische Texte" ein, bzw. fragt nach der Möglichkeit, bzw. Schwierigkeit, je nach Situation "sinnvolle" von "sinnlosen" Texten zu unterscheiden.

Übersicht: HOK Lesen: Quellen

24.4.06

HOK Lesen: Quellen: Die Dritte Dimension (D hoch 3) - Semacodes

Semacodes sind zweidimensionale Strichcodes: Dabei werden nicht unterschiedlich dicke Striche nebeneinander gereiht (wie auf Produktepackungen üblich), sondern eher würfelartig anmutende Schwarzweiss-Bilder erzeugt:

Der Trick: In diesen Semacodes sind URLs eingebettet. Diese Semacodes können nun an Gebäuden oder Objekten angebracht werden. Mit entsprechenden Lesegeräten (z.B. mit passender Software ausgestattete Foto-Mobiltelefone, die Internet-Anschluss haben) können Nutzer/innen diese Codes einlesen und die dazugehörige, via Internet bezogene Information anzeigen lassen.

Dazu gibt es bereits ein Projekt Semapedia, dass Objekte mit entsprechenden Wikipedia-Artikeln verlinkt. An der Pädagogischen Hochschule Rorschach (Schweiz) führt Martin Hoffmann bereits eine Lehrveranstaltung durch, bei welchem die Studierenden einen Parcours absolvieren, dabei mit Semacodes beschriftete Gebäude anlaufen und dazu Aufgaben lösen müssen (früher hiess das mal Postenlauf und wir versuchten trotz durch den Regen verschmierte Tinte auf dem aufgehängten Blatt die Aufgabenstellung zu entziffern).

Werden wir in Zukunft keine Informationsschilder, sondern nur noch Semacodes an historisch interessanten Objekten im öffentlichen Raum finden? (Gefunden über Beats Wiki/Blog, wo auch weitere Hinweise zu finden sind).

Übersicht: HOK Lesen: Quellen

23.4.06

HOK Lesen: Quellen / Schreiben: Bitte mal gut herhören!

Audioquellen fristen ja in den Geschichtswissenschaften ohnehin ein Mauerblümchendasein. Gerade für diese Quellengattung hat der Durchbruch der ICT und des World Wide Web schon früh eine Verbesserung bedeutet. So hatte bereits das Projekt American Memory einige Audioquellen aufbereitet. Auch in den Radio-Archiven (etwa im Deutschen Rundfunk-Archiv) schlummern viele interessante Quellen. Und im Internet-Archiv archive.org gibt es eine eigene Rubrik mit Audioquellen.

Eine neue Quellen(unter)gattung ist das selbergemachte, internet-basierte Radio, auch als Podcast bekannt (zusammengesetzt aus dem englischen Broadcast und dem Apple-MP3-Player iPod). Als Beispiel nenne ich hier mal den Filme-Podcast "Filme und so". Dank passender Software und geeigneter Ausstattung der modernen PC (die Ton nicht nur wiedergeben, sondern auch aufnehmen können), sowie neuen, einfachen Möglichkeiten der Verbreitung auf dem Internet (auf spezialisierten Plattformen wie Podcast.Net und andere), greifen immer mehr Leute zum Mikrofon und machen ihr "Privatradio", das die Empfänger/innen im Zug, im Auto oder wo auch immer hören können - und wann auch immer. Das Podcasting bietet dem Radio, das zur musikalischen Dauerberieselung mit Info-Häppchen geschrumpft ist, eine neue Plattform für ausgedehnte Wortbeiträge (so bieten der Deutschlandfunk und das Schweizer Radio ihre zentralen Wortsendungen auch als Podcasts an).

Weil Podcasts vergleichsweise einfach herzustellen sind, stossen sie in akademischen Kreisen auch als Publikationsmedium auf Interesse. Erste Podcasts werden nicht nur in den USA, sondern neuerdings auch in Deutschland eingesetzt, um Lehrinhalte zu vermitteln. Wie sinnvoll das ist, mag noch Gegenstand von Diskussionen sein. Der Trend ist jedenfalls stark genug, dass Beat Döbeli resigniert "Podcasts in Education" in sein Biblionetz aufgenommen hat.

Wichtig für den Erfolg der Podcasts sind die Abonnier-Möglichkeiten, die RSS bietet. Dazu in einem eigenen Blog-Eintrag dann noch mehr.

HOK Lesen: Quellen
- HOK Schreiben

18.4.06

Aus der Welt der Blogs (und Wikis): Was ist ein Blog?

Das mit den Definitionen ist so eine Sache: Wann ist ein Blog ein Blog - und nicht ein Wiki? Muss da eine Trackback-Funktion eingebaut sein - oder nicht? Oder mit anderen Worten: kann man mit einem Wiki einen Blog führen? Oder ist das nur ein Möchtegern-Blog, ein als Blog getarntes Wiki? Diskussion eröffnet bei Beat Döbelis Weblog (bzw. BlogWiki).

Übersicht: Aus der Welt der Blogs - ... der Wikis

HOK Reden

Die Dimension "Reden" der Historischen Online Kompetenz interessiert sich vor allem für die Reflexion und den Austausch im Hinblick auf Nutzung von Informations- und Kommunikations-Technologien in den Geschichtswissenschaften. Was sind sinnvolle Anwendungen? Wie verändern sich Arbeitsweisen und Inhalte der Geschichtswissenschaften? Welche Auswirkungen haben die ICT auf Lehre und Forschung, aber auch auf Geschichtsvermittlung ausserhalb der Universität? (Letztes Update: 14.12.2006)

HOK Reden: Unterrichtsziel "Langeweile"?

Noch ein gegen den Strich gebürsteter Kommentar zum aktivierenden, auf individuelle Bedürfnisse eingehenden Charakter des eLearnings. Wie Telepolis berichtet gaben an der Jahrestagung der britischen Association of Teachers and Lecturers britische Lehrer/innen zu bedenken, dass allzu spannender Unterricht im Sinne von "Edutainment" im Hinblick auf die Vorbereitung auf das spätere Berufsleben kontraproduktiv sein könnte. Denn in der Arbeitswelt gebe es ja auch kein "Worktainment". Mit anderen Worten: Das Arbeiten ist auch langweilig, warum soll die Schule spannend sein - das führt ja zu einer falschen Vorstellung vom "richtigen Leben"?

Mir leuchtet zwar nicht ein, warum sich ausgerechnet in dieser Frage die Schule dem Berufsleben anpassen soll (wenn man schon davon ausgehen will, dass die Schule für den Beruf vorbereiten soll). Die Frage sollte aber wohl eher heissen: was ist genau "Langeweile"? Wenn die Aufmerksamkeitsspanne dermassen sinkt, dass Schüler/innen und Studierenden nicht mehr in der Lage sind, einem Vortrag zu folgen, der länger als 10 Minuten ohne "aktivierende Elemente" auszukommen versucht? Aber wie gut eignet sich langweiliger Unterricht dazu, zur allfällige Mängel bei den Fähigkeiten der Schüler/innen und Studierenden zu kompensieren?

Übersicht: HOK Reden

12.4.06

HOK Reden: Offline-Schule als Strafe für e-Learning-Versager?

Eigentlich hat sich ja auf breiter Front die Erkenntnis durchgesetzt, dass ICT wohl zu neuen Lehr- und Lernszenarien führen, aber keineswegs, wie zu Beginn befürchtet, die Schule als Ort des Lernens mit Online-Lerngängen ablösen werde. An den Hochschulen hat sich der gemischte Betrieb als "Blended Learning" etabliert, an Schulen werden Laptop-Programme durchgeführt. Da bürstet Peter Mühlbauer bei Telepolis den Konsens gewaltig gegen den Strich, wenn er "Schule als Strafe" postuliert, wo nur jene hinzugehen brauchen, die im e-Learning versagen. Denn in der Schule (so Mühlbauer) gehe es mittlerweile ja gar nicht in erster Linie um Wissenserwerb, sondern um die Positionierung in sozialen Hackordnungen ("Bullying"). Der Verweis auf die gewaltbereiten Schüler/innen der Rütli-Schule in Berlin Neukölln darf hier nicht fehlen. Wer online versagt, so Mühlbauer weiter, solle von den übriggebliebenen Lehrer/innen Einzelunterricht erhalten - und zwar solange, bis er/sie den Stoff kapiert hat.

Ich zweifle daran, ob die Analyse treffsicher ist und ob, falls sie dies wäre, die daraus gefolgerten Schlüsse wirklich zielführend sind. Wenn nun e-Learning nur noch zuhause stattfindet, wäre zumindest das Problem des Missbrauchpotentials von Dual-Use-Geräten entschärft. Beat Döbeli weist darauf hin, dass mit vermehrtem Einsatz von PDA-ähnlichen Geräten im Unterricht auch ihre nicht mit schulischen Intentionen übereinstimmende Nutzungen ein Problem werden könnten. Wenn das fotofähige Schul-Palm zum Happy Slapping missbraucht wird, kann es ja nicht gut (wie bisher bei den privaten Mobiltelefonen) einfach verboten werden.

Übersicht: HOK Reden

9.4.06

Aus der Welt der Blogs: Blog für Literaturpreis nominiert

Wenn wir schon beim Thema "Blog und Bagdad" sind: Der Weblog einer (oder mehrerer?) anonymen Irakerin, die seit 2003 unter dem Titel "Girls Blog from Iraq" ihre Beobachtungen aus Bagdad publiziert und 2005 als Buch mit dem Titel "Bagdad Burning" (Link zu amazon) veröffentlicht wurde, ist für den Samuel-Johnson-Literatur-Preis der BBC nominiert worden. Für diese neue Literatur-Form gibt es nicht nur eine eigene Bezeichung (Blooks) sondern bereits einen eigenen Preis, den Blooker-Prize (mit gewollter Ähnlichkeit zum renommierten Booker Prize). Erste Preisträgerin ist Julie Powell, die in ihrem Blog "Julie/Julia" die Erfahrungen beim Nachkochen eines populären Kochbuches niederschrieb - was über 100'000 Käufer/innen fand. Müssen die Historiker/innen nun doch nicht mit einer neuen Quellengattung rechnen, da sich das wichtigste aus dem Bereich der Blogs doch irgendwann in gedruckter (und verlegten) Form wiederfindet?

Übersicht: Aus der Welt der Blogs - HOK Lesen: Quellen

3.4.06

HOK Lesen: Suchen und Finden: Google kauft China - oder umgekehrt?

Meldung von Heise:
Die April-Verschwörung: China kauft Google
Unser alljährlicher Web-Rundgang zum ersten April förderte dieses Jahr teure Fische, Unternehmenskäufe und neue Geschäftsideen zu Tage: The Register ließ die Volksrepublik China die Mehrheit an Google erwerben, womit unter anderem auch die Kontrolle über das traditionsreiche Ames Research Center der Nasa, mit dem Google zusammenarbeitet, an China ginge.
Kein Kommentar... aber beim Artikel von Heise gibt's noch ein paar weitere interessante Aprilscherze aus der Welt der IT.

Übersicht: HOK Lesen: Suchen und Finden

1.4.06

Aus der Welt der Blogs: Investigativer Journalismus, oder: moderne Quellenkritik

Florian Rötzer berichtet von einem Vorfall beim Wahlkampf um einen Sitz im Stadtparlament San Diegos im Süden Kaliforniens. Der republikanische Politiker Howard Kaloogian (hier seine Wahlkampf-Site) betreibt zu diesem Zweck einen Weblog, in dem er (unter anderem) von seiner Reise zu den Truppen an der irakischen Front berichtete. Dabei wollte er vermitteln, dass das Leben in Bagdad weitaus friedlicher sei, als die miesepetrischen Medien dies immer berichteten. Im dies zu belegen, stellte er ein Bild von einer Strassenszene in seinen Blog, die aus Bagdad stammte - scheinbar. Aktive Blogger (angeregt von den Supportern der politischen Gegnerin) fanden dank privaten Fotos im Internet schnell heraus, dass sich die abgebildete Strasse in Istanbul befindet. Was entgegnet der Politiker? Der Webmaster ist schuld. Er hat die Fotos verwechselt. Was sage ich? Social Software (Blogs, öffentliche von Privatfotos und Communities) sei dank, wird Quellenkritik zum Volkssport. Allerdings sei auch bedacht: wer kritisiert die Quelle hier aus welchen Gründen.

Übersicht: Aus der Welt der Blogs - HOK Lesen: Quellen