25.12.05

HOK: Schreiben: Blogs und Wikis

Erik Möller kommt bei der Frage "Sind Blogs Journalismus" (die ich hier auch schon behandelt habe) zum Schluss: "Tatsächlich sind die meisten politischen Blogs eher vergleichbar mit täglichen Kolumnen" (Die heimliche Medienrevolution, 133). Gibt es eine Tendenz zu einer unausgesprochenen "Arbeitsteilung" bei der Webpublikation:
  • einerseits die sehr subjektiven, von Einzelpersonen verantworteten, zugespitzt formulierten Blogs, die Meinungen, Haltungen, Deutungen präsentierten und
  • andererseits die kollaborativ erstellten, lexikalischen, einem neutralen Standpunkt verpflichteten (und daher so viel mehr umstrittenen und diskutierten) Wikis - wie im Paradebeispiel Wikipedia, das eher Faktenwissen generiert?
Wikis, so scheint mir, tendieren dazu, Texte mit grösstem gemeinsamen Nenner zu generieren - oder sie werden schnell unübersichtlich. Dies ist leicht nachzuvollziehen, wenn man die Diskussionseiten zu den verschiedenen Wiki-Seiten aufruft. Die verschiedenen Diskussionstränge werden schnell unübersichtlich und schwer nach zu verfolgen.

Möller hat diese Schwäche nicht nur erkannt, sondern mit Liquid Threads einen Vorschlag unterbreitet, der die Diskussion nicht nur besser gliedern soll, sondern durch regelmässige Zusammenfassungen (offensichtlicher Unsinn wird dann "weg-zusammengefasst") und differenziertes Rechtemanagement (Autoren können selber festlegen, ob sie anderen Usern das Verändern des Textes erlauben wollen) auch deren inhaltliche Qualität besser sichern könne.

Darüberhinaus kann sich Möller durchaus vorstellen, dass die unterschiedlichen Funktionalitäten bzw. Nutzungen von Blogs und Wikis sich in Zukunft dank besserer technischer Lösungsmodelle vermischen können.

Literatur:
Möller, Erik: Die heimliche Medienrevolution.Wie Weblogs, Wikis und freie Software die Welt verändern, Hannover: heise 2005.

Übersicht: HOK Schreiben

24.12.05

Aus der Welt der Blogs VII: Rechne nie damit, dass niemand Deinen Blog liest

Auch das Medium Blog scheint Leute anzuziehen, die sich gerne selber vor Publikum in Schwierigkeiten bringen - dies scheint kein Privileg von Nachmittags-Talkshows zu sein. Telepolis berichtet von einigen Beispielen, wie sich unvorsichtige Blogger um ihren Job (wegen image-schädigenden Aussagen über den Arbeitgeber) oder ihre Freiheit (wegen Ausplaudern strafbaren Verhaltens) gebracht haben ("Mein Blog liest ja sowieso kein Schwein").

Auch gefährlich: Ironie. Der Iraner Hossein Derakhshan ("Hoder"), ein bekannter Blogger, der diese Medienform zur freien Meinungsäusserung über die politischen Begebenheiten in Iran nutzt und in verschiedener Form für sein publizistisches und riskantes Schaffen gewürdigt wurde, hat die unangenehme Seite der Internet-Transparenz bemerkt, die das Bloggen so mit sich bringt. Bei der Einreise in die USA wurde er von Zollbeamten kontrolliert. Die Zollbeamten googelten seinen Namen und kamen zum Schluss, er habe (unbewilligt) einen Wohnsitz in den USA und erziele in den USA ein Einkommen. Dabei spielte auch ein (als Scherz gemeinter) Blogeintrag eine Rolle, in dem Derakshan sich ausmalte, dass er von den iranischen Behörden bei einer Einreise in den Iran zum Geständnis gezwungen werden könne, er bekäme von der CIA Geld. Was die Grenzer als Hinweis auf Gehaltszahlungen der US-Regierung verstanden. Diese Auffassung konnte Hoder zwar noch korrigieren, dennoch erhielt er ein sechsmonatiges Einreiseverbot.

Aus der Welt der Wikis: Wikipedia-Nörgeln

Während die einen das kollaborative Modell der Wikipedia als Beispiel kollektiver Intelligenz loben (etwa ein Artikel in der Weltwoche, die nach Google nun auch Wikipedia entdeckt haben), kommen andere nicht umhin, ausdauernd an Wikipedia herumzunörgeln. Sei es grundsätzliche Kritik wie jene von Daniel Brandt, der auf seiner Website Wikipedia-Watch aber doch eher einen Privatkrieg gegen Wikipedia auf Schülerzeitungsniveau zu führen scheint. Immerhin gelang ihm mit relativ einfachen Mitteln herauszufinden, wer für die Fehleintragungen zu John Seigenthaler verantwortlich war. In einem Interview bei ZDNet über sein Vorgehen und seine Schlussfolgerungen aus diesem Fall klingt er hingegen vergleichsweise vernünftig: er findet, dass Biographien lebender Personen besonderer Behandlung bedürfen und dass die Art der Benutzerkennung anders gehandhabt werden müsse. Jedenfalls hat Brandt einiges an Aufmerksamkeit bekommen, was etwa der Spiegel Online als "schmerzlich" für Wikipedia bezeichnet, weil bis anhin dieser Kritiker ignoriert werden konnte - was als Feststellung auch schon etwas nörglerisch klingt. Brandt betreibt übrigens auch Google-Watch. Unnötig zu erwähnen, worum es auf dieser Website geht.

23.12.05

HOK: Lesen: Quellen

Übersicht über die Artikel zur Historischen Online-Kompetenz, die sich mit Fragen der Quellenkritik befassen (neuste zuerst - Update: 1.12.2006):

HOK: Lesen - Quellen IV: Plagiate

Die Copy/Paste-Mentalität greift in den Bildungsinstitutionen dermassen um sich, dass Dozenten sich angehalten sehen, ziemlich rigide auf gängige Zitierpraxis in wissenschaftlichen Publikationen hinzuweisen (ein Problem, dass auch Wikipedia plagt...). Die Studierenden fügen nach einer erfolgreichen Internet-Recherche in ihren Arbeiten oft ganze Abschnitte ein, ganz im Sinne von "besser hätte ich das auch nicht formulieren können". Plagiate sind zwar vergleichsweise einfach aufzudecken: Sätze, die in Stil, Wortwahl und Tonfall stutzig machen, können in Google gezielt gesucht werden - oft wird dann das Original gefunden. Ein Angebot der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) Berlin bietet einen kleinen Online-Kurs, mit dem man seine eigene "Plagiat-Auffind-Kompetenz" beurteilen kann.

Aus der Welt der Blogs VI: Tim Berners Lee bloggt

Auch hier (bei hodel.hist.net.blog) der obligate Eintrag: der Erfinder des WWW, Tim Berners Lee, hat nun auch einen Blog. Doch so richtig begeistert tönt das nicht:
"So this is for all the people who have been saying I ought to have a blog"
Berners Lee weist darauf hin, dass er bei der Konzeption des WWW eigentlich davon ausging, dass Editieren mit dem Browser möglich sein sollte, also das Schreiben (und Publizieren) auf dem Web. Hilfsmittel wie Blogs oder Wikis hätten gar nicht nötig sein sollen. Doch schliesslich setzten sich bei den verbreiteten Browsern (Netscape und dann Explorer) die "Edit"-Funktionen nicht durch. Und nun muss auch Berners Lee bloggen. Dafür wird er mit einer Aufmerksamkeit belohnt, die fast jener für Elton Johns Hochzeit gleichkommt. Auf seinen ersten Eintrag reagierten 400 Kommentatorinnen und Kommentatoren (wobei die Menge, wie gesagt, noch nichts über die Qualität aussagt. Berners Lee (wie Elton John von der Queen zum Ritter geschlagen) will übrigens über das semantische Web, sein Steckenpferd, bloggen. Die Aufmerksamkeit der Blogger-Community ist gross. Beim Blog-Suchdienst Technorati erzeugt "Tim Berners Lee" 5600 Einträge, grösstenteils ausgelöst durch seinen Blog-Start.

HOK: Lesen - Quellen III: Copy/Paste - Left&Right

Zur Kompetenz, Informationen aus dem Internet der Quellenkritik zu unterziehen, gehört auch das Wissen um die Rechtslage. Die digitale Medien-Gesellschaft macht das verlustlose Kopieren zur einer Frage weniger, gutplazierter Mausklicks. Die Urheber befürchten um ihren Verdienst betrogen zu werden. Die Konzerne der Unterhaltungsindustrie drohen Zehntausenden Nutzerinnen und Nutzern von Peer-to-Peer-Netzen mit happigen Strafklagen. Aber auch interessante wissenschaftliche Arbeiten sind oft kostenpflichtig. Da die Lizenzen etwa für Online-Journale ins Unermessliche steigen, können sich viele Universitäten diese Lizenzen nicht mehr leisten. Der Weg in die wissenschaftliche Zwei-Klassen-Gesellschaft ist vorgezeichnet.

Die OpenAccess, eine Initiative aus Kreisen der Bibliotheken, ist eine Reaktion auf die Probleme, die durch die Kommerzialisierung bei wissenschaftlichen Publikationen enstehen. Die kommerziellen Interessen der Verlage führen insbesondere dazu, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nicht frei zugänglich sind.

Aus diesem Grund hat Lawrence Lessig, auf Internet-Recht spezialisierte Professor an der Stanford Law Scholl, eine neue Form urheberrechtlicher Lizenzen, die Creative Commons (CC), vorgeschlagen. Diese gibt den Urhebern die Möglichkeit, ihre Werke für die weitere Verwendung entweder ohne oder mit gewissen Einschränkungen freizugeben. So ist etwa möglich, die weitere Verwendung mit Nennung des Autors zu erlauben, oder nur nichtgewerbliche Nutzungen oder nur Nutzungen ohne Veränderung des Originals. In der Schweiz kümmert sich die Organisation OpenLaw um die Anpassung der Creative Commons an schweizerisches Recht. In Deutschland liegt bereits eine angepasste Form der CC-Lizenzen vor, so kann man hier seine gewünscht Lizenform online zusammenstellen. da es sich nicht um freie Lizenzen (wie etwa bei Open Source Software) handelt, gibt es Probleme bei Fällen gemischter Lizenzen, da sich Open Source Lizenz (wie etwa GNU) und CC teilweise gegenseitig ausschliessen. CC-Lizenzen werden mit folgendem Bild gekennzeichnet:



Oft ganz andere Probleme bei der Frage der Urheberrechte stellen sich Lehrverantwortlichen in Schule und Universitäten: Plagiate.

21.12.05

HOK: Lesen: Vom Suchen und Finden

Übersicht über Blogeinträge zur Historischen Online-Kompetenz, die sich mit dem Aspekt Lesen befassen, spezifisch mit Fragen des Suchen und Findens (neuste zuerst - Update: 6.12.2006):

Aus der Welt der Blogs

Übersicht über die Blogeinträge "aus der Welt der Blogs" (letztes Update 6.12.2006):

Aus der Welt der Wikis

Übersicht über die Blog-Einträge "Aus der Welt der Wikis" (neueste zuerst - Letztes Update: 7.12.2006):

20.12.05

Aus der Welt der Wikis: Legendenbildung

Auf ein Beispiel, das Erik Möller in seinem Buch "Medienrevolution" für die Arbeistmöglichkeiten bei Wikipedia anführt, bin ich besonders aufmerksam geworden, da es schön in meine laufenden Überlegungen zu geschichtsdidaktisch sinnvollen Arten der webbasierten Kollaboration gepasst hat.
"Gelegentlich kommt es zu konzertierten Aktionen, so machte etwa eine Vereinigung Schweizer Schüler die deutschen Wikipedia-Seiten über den winzigen Inselstaat Nauru (ca. 13.000 Einwohner) zu den wohl ausführlichsten, die es über dieses Land je in einer Enzyklopädie gegeben hat - allein der Hauptteil hat über 44.000 Zeichen, einschließlich Klimadiagramm, Bevölkerungspyramide, Bezirksübersicht, vielen Fotos aus Nauru und einer Darstellung der nauruischen Gewaltenteilung. Über jeden Präsidenten Naurus gibt es einen eigenen Artikel, ebenso über jeden Wahlkreis und jeden Bezirk."

(Erik Möller, Medienrevolution, Hannover 2005, S. 179 - zitiert nach dem Eintrag in Beats Biblionetz)
Das klang interessant und hätte vielleicht sogar ein Hinweis sein können auf einen innovativen Unterricht, der diesen Effort unterstützt oder zumindest angeregt hätte. Zumindest war es ein Beleg für eine kollaborative Leistung, die zur Nachahmung empfohlen werden konnte (was Erik Möller wohl auch beabsichtigte).

Ich recherchierte bei Wikipedia und versuchte herauszufinden, wer da hinter diesem Wikipedia-Eintrag zu Nauru steckte. Schnell einmal identifizierte ich einen User namens "CdaMVvWgS". Hinter dieser Abkürzung, die für "Club der am Montag Vormittag vom Wahnsinn getriebenen Schueler" steht, verstecken sich eine nicht näher zu bestimmende Zahl von Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums am Münsterplatz in Basel (wo ich selbst einmal meine Matur, sprich: mein Abitur gemacht habe). Die Gruppe scheint laut den Angaben auf der eigenen Website nicht mehr aktiv zu sein, der Wikipedia-User CdaMVvWgS ist es aber noch. Eine ältere Seite der User-Beschreibung in Wikipedia liefert schliesslich Aufschluss:
"Am 13. Dezember 2003 eröffnete eines unserer Mitglieder das Benutzerkonto hier [...]. Bis Ende Januar 2004 waren verschiedenste Mitglieder hier am Werk (einer schrieb z.B. den Anfang von Malcolm X).

Mitte Januar wurde auch ich, der "Präsident" des Clubs, durch einen Hinweis des Kontoeröffners auf die Wikipedia aufmerksam und, fasziniert von dem Projekt, fing ich sogleich an, mich eingehender daran zu beteiligen. Währenddessen legten die anderen Mitglieder ihre Tätigkeit ab, doch ich machte immer weiter - bis heute, und bin als einziger des CdaMVvWgS hier verblieben; ich gründete das Portal Nauru und erweiterte den Länderartikel Nauru bis zur Exzellenz.

Warum ich so Nauru-engagiert bin? Ich musste im Frühjahr 2003 ein Referat über ein Entwicklungsland schreiben; da ich schon immer interessiert in Ländergeografie war, war ich mir der Existenz Naurus und dessen Reichtum bewusst. Umso erstaunter war ich, als ich Nauru in der Liste der Entwicklungsländer fand. So brachte ich ein anständiges Referat hin, ohne grosses Vorwissen. Im Juni 2004 wiederholte ich dieses Referat.

Als ich dann sah, dass der Nauru-Artikel hier schäbig kurz war, packte ich zuerst mal mein Referat hier rein."
Das bestätigt halt leider zunächst einmal die Vorurteile aller Wiki-Nörgler, die ohnehin davon ausgehen, dass Wikipedia lediglich von Schülerinnen und Schülern abgeschriebenes Lexikonwissen beinhaltet. Was mich jedoch enttäuscht: Es handelt sich um einen (mit guten Selbsbewusstsein ausgestatteter, aber sich nicht namentlich nennender) Einzelschüler - von Kollaboration keine Spur! Und Enttäuschung Nummer 2: Wenn ich das in 15 Minuten als Wiki-Laie herausbekommen habe - warum dann nicht Erik Möller als Wiki-Experte? Oder war ich einfach neugieriger, weil ich eben genau wissen wollte, wie diese Schüler-Kooperation oder gar - Kollaboration stattgefunden hat? Ich lehre daraus: Man kann gar nicht neugierig genug sein bei Internet-Ressourcen. Immerhin lässt sich bei Wikipedia dank der Archiv-Funktion einiges herausfinden. Andere Webprojekte sind da weniger transparent.

19.12.05

Aus der Welt der Wikis: Jagd auf Experten

Die Ankündigung eines neuen, Wikipedia ähnlichen Web-Dienstes namens Digital Universe wirft (wieder) die Frage auf, wie kollaboratives Wissen im Internet erstellt und wie die wissenschaftliche Qualität der Beiträge gesichert werden sollen. Digital Universe, das im Jahr 2006 mit ersten Resultaten an die Öffentlichkeit gehen will, versucht Fachexperten für die (freiwillige) Mitarbeit zu gewinnen, um den wissenschaftlichen Qualitätsanspruch zu erfüllen. Dabei soll ein komplexes System von Fachportalen die Experten zum Mitmachen bewegen.

Genau dort liegt aber wohl die Schwierigkeit. Warum sollten Experten ihr Fachwissen in ein offenes Gratis-Projekt investieren? Die Experten haben meist ihre eigenen Kanäle und Wissensräume, wo der Austausch von relevanten Informationen stattfindet (in Geschichte nimmt für den deutschsprachigen Raum Clio-Online etwa eine solche Funktion ein). Warum sollten sie sich noch in einem anderen Umfeld betätigen?

Der Versuch eines kollaborativen Enzyklopädie-Projekt, deren Beiträge Fachleute im Peer-Review-Modus erstellen sollten, hatte auch Wikipedia-Gründer James Wales mit dem Projekt "Nupedia" (nicht mehr erreichbar, nur noch im Internet Archiv) versucht. Als dann nach drei Jahren nur 30 Artikel zusammengekommen waren, kam Wales auf die Idee, eine Art "Notizblock für Jedermann" zu eröffnen: Wikipedia. Hier sollten gleichsam ohne grossen Peer-Review-Druck Entwürfe für Artikel entstehen, die später in Nupedia aufgenommen werden sollen. Wikipedia hob ab. Nupedia ist vergangen und vergessen. Nun gründete der ehemalige Angestellte von Wales, der das Projekt Nupedia betreute, Larry Sanger, die mögliche Konkurrenz Digital Universe.

Die Jagd nach Experten hat aber auch bei Wikipedia, von Wikipedia-Nörglern nicht ganz zu unrecht als grosse Dilettanten- und Schüleraktionsplattform verspottet, nicht aufgehört. Wales selber wünscht sich mehr Mitarbeit von Fachwissenchaftlern. Zur Veränderung des Prozesses bei der Erstellung der Artikel gehören auch Pläne, wie bei der Entwicklung von Software "stabile", nicht mehr von jedermann veränderbare Versionen zu haben und daneben "live"-Versionen zu führen, die weiter entwickelt werden und erst nach Absolvierung eines Review-Vorganges in eine neue stabile Version überführt werden sollen.

Vielleicht brauchen die Experten diese Enzyklopädie-Portale weniger als die Portale die Experten?

Aus der Welt der Wikis: Ökonomie und Wikipedia

Nachtrag zum letzten Eintrag: Wikipedia hat einen neuerlichen Spendenaufruf lanciert, um die steigenden Kosten für Hardware, Unterhalt und Administration zu bewältigen. Das kostet bald eine Million Dollar pro Jahr. Die Redaktoren arbeiten derweil weiterhin umsonst. Der nächste Schritt wären Google Ads auf Wikipedia. Damit könnten (so Dana Blankenhorn im seinem Blog-Eintrag) die Redaktoren bezahlt werden - und ein erster Schritt zur Verbindung des konventionellen und des gruppenbasierten Wegs zur Strukturierung im Internet wäre getan.

Aus der Welt der Wikis: Academia und Wikipedia

Zunächst dies: Die renommierte Wissenschafts-Zeitschrift "nature" stellt in Ausgabe 438 fest, dass Wikipedia fast so gut ist wie die Encyclopaedia Britannica (EB). Beunruhigend: in den ausgewählten Artikeln (leider steht in den Zusammenfassungen weder die genaue Zahl noch der genaue Inhalt der beurteilten Artikel) fanden die angeschriebenen Experten bei der Version der EB vier schwere Fehler, genau so viele wie bei Wikipedia. Bei mittleren und kleineren Fehlern (Auslassungen und unklare Formulierungen) schlug die EB die Wikipedia 123 zu 162. Dazu meint der Informationswissenschaftler Michael Twidale von der University of Illinois, dass die User davon ausgehen, dass Print-Enyklopädien der Goldstandard des Wissens seien. Es zeige sich, dass es sich nur um einen 18-karat, nicht um einen 24-karat-Standard handle.

Interessanter finde ich den Blogeintrag Academia vs. Opensource. Dana Blankenhorn weist darauf hin, dass laut einer Studie des Centre for Information Behaviour and the Evaluation of Research (CIBER) über 90 Prozent der befragten Wissenschafter den "Closed-Source"-Prozess des Peer-Reviews zur Qualitätssicherung vor der Publikation einer Open-Source-Methode vorziehen, bei der nach der Publikation die Qualität durch die Öffentlichkeit der interessierten Leserschaft gesichert werde. (Ich nannte es das "Das Wiki-Prinzip: erst publizieren, dann kontrollieren"). Man kann es auch anders bezeichnen: der konventionelle vs. den gruppenbasierten Weg, um Wissen herzustellen.

Doch Blankenhorn weist auf ein entscheidendes Detail hin. In der Studie meint etwa die Hälfte der Befragten, Publikationen im "Open Access"-Modus könnten die herkömmlichen Publikationsroutinen unterlaufen; und in grosse Minderheit fand dies eine gute Sache. Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich das Wikipedia-Prinzip auch bei den Wissenschaftlern durchsetzt? Die Gepflogenheit der Pre-Prints gehen doch in eine ähnliche Richtung. "Some preprints are great science; some are mediocre; some are nonsense", sagt Wikipedia. Das könnte man auch von Wikipedia-Artikeln sagen. Letzlich bleibt die Erkenntnis, dass den Usern nichts anderes übrig bleibt, als selbst ein wenig gedankliche Anstrengung dazu zu verwenden, um zu beurteilen, ob ein Wikipedia-Eintrag Unsinn enthält oder nicht.

14.12.05

HOK: Lesen - Vom Suchen und Finden XI: Die drei Königswege zur Ordnung im Chaos

Die Meldung von Heise, wonach Yahoo den Bookmark-Dienst Delicious (genauer de.lico.us) aufgekauft hat (ich erwähnte die Firma beim Thema "Tagging" und "Communities") stiess mich auf eine Erkenntnis. Yahoo ist einer der führenden Suchmaschinen-Dienste der Welt, ein Konkurrent von Google. Angefangen hatte Yahoo als Verzeichnisdienst, als redaktionell betreutes Angebot von Internet-Adressen, dessen Kategorisierungskriterien ebenso gut gehütet waren und sind wie die Such-Algorithmen und Ranking-Kriterien der Suchmaschinen. So sind nun bei Yahoo die "drei Königswege, Ordnung in das Chaos Internet zu bekommen" unter einem Dach vereint:
  1. Der konventionelle Weg
  2. Der maschinelle Weg
  3. Der gruppenbasierte Weg
Der konventionelle Weg: Hier werden Fachredaktoren angestellt, die auf professioneller Basis nach fachlichen Kriterien Strukturen erstellen und Inhalte in diese Strukturen einfüllen. Die Analogie zur Arbeit der Bibliotheken ist offensichtlich, aber nicht immer so konsequent umgesetzt wie bei den Subject Gateways, etwa dem History-Guide. Drum ist die Arbeit der Subject Gateways wohl auch immer noch so unbekannt, dass nicht einmal ein Eintrag bei Wikipedia besteht (eine Übersicht über verschiedene Subject Gateways, wobei dort der Begriff sehr weit gefasst ist, ist bei Pinakes zu finden). Das Hauptproblem dieses Weges: die Arbeit ist schier endlos und ihre Bewältigung daher sehr teuer. Viele Projekte, die diesen Weg beschreiten, lassen in der Qualität nach, bzw. genügen wissenschaftlichen Kriterien nicht, oder müssen irgendwann die Arbeit einstellen.

Der maschinelle Weg: Die Hoffnung, dass Computerprogramme das Netz von alleine strukturieren können. Mit anderen Worten: die Suchmaschinen werden immer mehr besser programmiert, gesammelte Datenmengen zu strukturieren. Der Gipfel der Träume: Das semantische Web, in dem die Dokumente derart clever strukturiert sind, dass sie sich gegenseitig erkennen und aufsuchen können. Trotz jahrelangen Ankündigungen gibt es kaum Anzeichen dafür, dass der Durchbruch bevorstehe. Das Internet ist einfach schon zu chaotisch und voller unstrukturierter Inhalte. Das ist kaum "rückgängig" zu machen.

Der gruppenorientierte Weg: Entweder Projekte im Sinne von Grassroot-Bewegungen: jeder leistet einen kleinen, freiwilligen Beitrag zum grossen Ganzen, und weil das Internet die ganze Welt verbindet, sind die Gruppen gross genug, dass aus dem vielen Kleinen etwas Grosses wird: siehe Open-Source-Software, Wikipedia oder das Webverzeichnis dmoz. Die Gruppenorientierung findet sich in vielen Feedback-Funktionalitäten: bei Amazon etwa "Menschen die diese Buch gekauft haben, kauften auch..." oder "Kundenrezensionen". Vom Tagging, dem freien Verwenden von Schlagworten, das auch für Suchmaschinen-Optimierungen gebraucht werden kann, hatten wir es schon mal.

So schliesst sich der Kreis. Bei Yahoo ist alles unter einem Dach. Und auch das hatten wir vor ein paar Jahren schon einmal. Damals hiess es "Portal". Die Suche nach dem Gral oder dem Ei des Kolumbus wird wohl weitergehen auf den drei Königswegen. Wie ist Struktur in das Chaos zu bringen?

12.12.05

Aus der Welt der Wikis: Rufmord bei Wikipedia? (II)

Heise reportiert die Fortsetzung der Geschichte um den falschen Eintrag zu John Seigenthaler bei Wikipedia. Es war ein Angestellter einer Lieferfirma, der mit seiner Manipulation bei seinen Kollegen Eindruck schinden wollte. Als er den Rummel um seinen Aktion bemerkte, hat er sich bei Seigenthaler entschuldigt und gekündigt. Seigenthaler zeigte sich nachsichtig und empfahl der Firma, den Mann wieder einzustellen. Mittlerweile gibt es bereits einen eigenen Wikipedia-Eintrag zu Kontroverse.
Bemerkung am Rande: Sogar Witz-Einträge, die als Gag eines Comics erfunden wurden, landeten flugs in Wikipedia selbst - und wurden umgehend wieder gelöscht.

8.12.05

HOK: Schreiben: Umgewöhnungsprozesse: Kommunikation - Kooperation - Kollaboration

Geschichts-Wissenschafter und -Wissenschafterinnen sind nicht wirklich geübt, gemeinsam Texte, geschweige denn Hypertexte zu verfassen. Am ehesten sind noch Co-Autorschaften anzutreffen. Oder es publizieren Gruppen, wobei eine Person den Artikel schreibt und die anderen noch den einen oder anderen Ergänzungsvorschlag beisteuern. Dies geschieht aber auch fast nur bei Zeitschriftenartikeln oder Beiträgen zu Sammelbänden. Bei Monographien zeichnen nur einzelne Autorinnen und Autoren verantwortlich, wie ein kurzer Blick in einen x-beliebigen Bibliothekskatalog zeigt.

Dabei gilt es eine Abgrenzung über verschiedene Formen der Zusammenarbeit in Gruppen zu machen (erweitert nach Dillenbourg 1999, 11 - dieser bezieht sich zwar auf "Kollaboratives Lernen" - dennoch sollen diese Ausführungen auch für die Forschung gelten).
  • Kommunikation: Die einfachste Form der Arbeit in Gruppen ist jene, wo sich die Mitglieder der Gruppe über ihre Inhalte und Ansätze informieren und diese dann eigenverantwortlich erstellen. Die Verteilung der Arbeiten erfolgt von einer externen Stelle oder von einem verantwortlichen Redakteur.
  • Kooperation: Die Gruppenmitglieder verständigen sich in einem gemeinsamen Prozess über die Verteilung der Aufgaben und Arbeiten: also beispielsweise eine gemeinsame Erarbeitung einer Struktur eines Textes und eine gemeinsame Verteilung der jeweiligen Subtexte auf die Mitglieder.
  • Kollaboration: Die Gruppenmitglieder führen gemeinsam alle Arbeiten durch: sie schreiben gemeinsam den gesamten Text. Diese Form ist ausserordentlich anspruchsvoll und kann mit vertretbarem Aufwand nur im Rahmen von Klausuren oder mittels der Möglichkeiten von ICT durchgeführt werden.

Die Dominanz der Einzelautorschaft ist sicherlich dem zusätzlichen Arbeitsaufwand geschuldet, die ein gemeinschaftliches Verfassen von Text bedeutet. Und dieser Aufwand ist im Rahmen eines kurzen Textes eher zu erbringen. Das selten mehrere Autoren und Autorinnen historische Publikationen gemeinsam verfassen, hängt auch damit zusammen, dass Geschichtsdarstellungen immer auch Deutungen enthalten, die stark vom jeweiligen persönlichen theoretischen und methodischen Ansatz und Hintergrund geprägt sind. Hier müssen entsprechende Metakommunikationen zwischen den Gruppenmitgliedern nicht nur über die Fakten einer Darstellung, sondern auch über die Deutungen stattfinden (vgl. Epple 2005).

Die Verknüpfung von Darstellung mit Deutung ist auch ein Grund für eine implizite, aber wirkungsmächtige Vorstellung von Autorenhoheit: Wer den Text verantwortet, entscheidet auch über die konkrete Wortwahl. Entsprechend habe auch eine gewisse Irritation festgestellt, wenn ich mit Historikerinnen und Historikern auf Wiki-Umgebungen gearbeitet habe, wo zwar die Veränderungen einfach zu beobachten, aber (im Vergleich zu Word, wo ein Mausklick "Ablehnen" ausreicht) nur umständlich rückgängig zu machen sind. Die unausgesprochene Frage im Raum: Wem "gehört" der Text?

Kollaboratives Schreiben von Geschichte? Das setzt Umgewöhnungsprozesse voraus.

Literatur:
  • Dillenbourg, Pierre: "Introduction: What do you mean by „collaborative learning“?", in: ders. (Hg.): Collaborative Learning: Cognitive and Computational Approaches, Amsterdam: Pergamon 1999, S. 1-19
  • Mayrberger, Kerstin: "Kooperatives Lernen in der computerunterstützten Präsenzlehre der Hochschule", in: Pape, Bernd, Krause, Detlev, Oberquelle, Horst (Hg.): Wissensprojekte. Gemeinschaftliches Lernen aus didaktischer, softwaretechnischer und organisatorischer Sicht, Münster: Waxmann 2004, S. 35-54
  • Epple, Angelika: "Verlinkt, vernetzt, verführt – verloren? Innovative Kraft und Gefahren der Online-Historiographie", in: Haber, Peter, Epple, Angelika (Hg.): Vom Nutzen und Nachteil des Internet für die historische Erkenntnis. Version 1.0, Zürich: Chronos 2005 (Geschichte und Informatik, Vol. 15/2004), S. 15-32
Übersicht HOK Schreiben

7.12.05

HOK: Lesen - Vom Suchen und Finden X: Browsen

Eibl (2004, 135) unterscheidet in Anlehnung an Kuhlen und MacAleese folgende Formen des Browsen:
  • Gerichtetes Browsen mit Mitnahmeeffekt
  • Gerichtetes Browsen Serendipity-Effekt
  • Ungerichtetes Browsen
  • Assoziatives Browsen
Beim gerichteten Browsen schränkt man die Menge der zu durchforschenden Informationen ein. Am Beispiel einer Bibliothek: man durchstöbert die Bücher einer bestimmten Signatur zu einem interessierenden Sachgebiet. Findet man ausser dem ursprünglich gesuchten Titel andere Bücher, die zum gewünschten Thema passen, nimmt man diese mit (Mitnahme). Findet man ein interessantes Buch zu einem anderen Thema, hat man einen Serendipity-Effekt erzeugt. (Ist es Zufall, dass hier als Beispiel wieder eine Bibliothek auftaucht?).

Das ungerichtete Browsen ist eher einem "internet-globetrotting", einem ungezielten Wandern durch den Cyberspace zu vergleichen. Treffer sind zufällig (und können ebenfalls als Serendipity-Effekte bezeichnet werden). Assoziatives Browsing wird (irritierenderweise) etwas abschätzig, bzw. wissenschaftlich wenig relevant als "lustbetontes" Stöbern bezeichnet, das zu Konzentrationsschwäche und Orientierungsverlust führe, weil man einfach den subjektiven Bedeutungszuweisungen bei Verknüpfungen folgen würde. Doch gerade das Bilden von Assoziationsketten scheint mir, sinnvoll eingesetzt, eine stark gestaltende Form des Hypertext-Lesens zu sein, hier wird der Reader zum Wreader.

Neben dem Browsen gibt es weitere Formen der Informationsentnahme aus Hypertexten:
das Anwenden von Suchalgorithmen (dazu gehören Suchmaschinen ebenso wie durchsuchbare Verzeichnissystem, aber auch Website-Suchfunktionen) und das Verfolgen vorgefertigte Pfade (wie bei "guided tours").

Literatur:
Eibl, Thomas: Hypertext. Geschichte und Formen sowie Einsatz als Lern- und Lehrmedium. Darstellung und Diskussion aus medienpädagogischer Sicht, München: Kopaed 2004

6.12.05

Aus der Welt der Wikis: Das Wiki-Prinzip: erst publizieren, dann kontrollieren

Mit der Diskussion um die Sicherheit vor Falschinformationen in Wikipedia, bzw. dem Problem, dass sich unzählige Leute auf der ganzen Welt wie selbstverständlich auf die Korrektheit dieser grossen Freiwilligenarbeit verlassen, geht gerne vergessen, dass die Wiki-Software eigentlich mit anderen Zielsetzungen entwickelt wurde, als zu einem wissenschaftlichem Referenzwerk zu werden. Wikiwiki ist hawaiianisch und bedeutet "schnell". Die Entwickler der Wiki-Technologie wollten eine schnelle und einfache Art, wie Inhalte im Internet gemeinsam (eben: kollaborativ) erstellt, ergänzt und entwickelt werden sollten.

Dabei ging es bei Wikis um einen neuen Ansatz, Inhalte zu erstellen: Statt vorgängiger Kontrollen, die über Berechtigungen gesteuert wurden, sollte jeder Änderungen anbringen können, diese aber auch zu verantworten haben. Jimmy Wales, Gründer des Wikipedia-Projekts, fasste es wie folgt zusammen: "The basic thing I think makes it work is turning from a model of permissions to a model of accountability. It isn't that you are allowed or not allowed to edit a certain thing; it's when you do it, that change is recorded, and if it's bad, people can see that."

Wikipedia ist dabei ein Sonderfall. Aber einer, der sehr viel Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Der Netzanalytiker Clay Shirky beschreibt die Funktionsweise von Netzpublikationen, die von Gruppen erstellt werden, mit folgenden Worten zusammen, die meinem Titel Pate standen: " The order of things in broadcast is 'filter, then publish.' The order in communities is 'publish, then filter." Dies unter dem Zwischentitel: "Participation matters more than quality".

5.12.05

Aus der Welt der Wikis: Rufmord bei Wikipedia?

Nach den Blogs ist ja hier im Rahmen meiner Erörterungen der historischen Online-Kompetenz auch die Welt der Wikis zu einem Thema geworden, das auch im weiteren Sinne beobachtet werden soll.
Und hier folgt gleich eine Meldung, die bestehende Vorurteile gegenüber diesem Phänomen (oder nüchterne Einschätzungen, ja nach Standpunkt des Betrachters) auf den Punkt bringt.

John Seigenthaler ist ein geachtetes Mitglied der US-Gesellschaft, unter anderem Mitbegründer der Tageszeitung USAtoday. Mittlerweile ist er 78 Jahre alt. Monatelang war der Eintrag zu seiner Person in Wikipedia mit der Unterstellung versehen, er sei in die Morde an John F. Kennedy und seinem Bruder Robert verwickelt gewesen. Der Umstand, dass diese Aussagen nicht korrigiert wurden und es Seigenthaler auch nicht möglich war, den Urheber dieser Diffamierung ausfindig zu machen, hat ihn ein sehr kritisches Editorial in der USAtoday schreiben lassen. Damit trug er zu einem neuen Zuspitzung der Debatte bei, wie anfällig das OpenSource-Projekt für Falsch-Informationen ist. Immerhin ist im aktuellen Eintrag in Wikipedia nicht nur die Fehlinformation gelöscht, sondern der ganze Vorgang dargelegt und dokumentiert worden. Dafür sind in den letzten Tagen mehrere hundert Änderungen vorgenommen worden, teilweise, um üble Beschimpfungen wieder aus dem Artikel zu entfernen.

Bislang schien sich diese Debatte vor allem um Einträge rund um den Nationalsozialismus zu drehen, aber offenbar sind die Manipulationsfantasien (oder abweichende Meinungen) nicht auf dieses Gebiet beschränkt. Die Diskussionen haben nun den Wikipedia-Gründer Jimmy Wales erstmals zu einer Änderung der Regeln veranlasst. Ab heute, 5. Dezember 2005, können neue Einträge nicht mehr anonym angelegt werden, anonyme Änderungen sind hingegen noch immer möglich.

Die Wiki-Gemeinde befasst sich seit längerem mit dem Phänomen der Vandalen, Trolle und Geschichtsklitterer, die entweder die Offenheit von Wiki-Projekten zu ihren Gunsten ausnutzen wollen oder einfach nur Spuren hinterlassen möchten. Und insofern erstaunt es, dass nicht noch viel mehr Informationen gefälscht werden (denn bemerkt werden solche bösartigen Entstellungen nur in viel gelesenen Inhalten). Auch wenn sich die Macher von Wikipedia der Probleme sehr wohl bewusst sind: Dennoch bleibt der nicht mehr so neue Aufruf aktuell, mit gewisser Skepsis den Inhalten auf dem Internet zu begegnen.
Übrigens kämpft die Wiki-Gemeinde mit einem anderen, weniger spektakulären und schlagzeilenträchtigen, aber umso wirksameren Problem: WikiSpam. Immer öfter werden Wikis missbraucht, um Links auf Website zu setzen, die gar keinen inhaltlichen Zusammenhang mit dem entsprechenden Inhalt des Wikis haben. Es geht darum, das Suchmaschinen-Ranking, dass auf Verlinkung achtet, zu manipulieren. Das Problem gibt es übrigens auch bei Blogs. Womit der Kreis zu den Einträge der Rubrik "Suchen und Finden" und "aus der Welt der Blogs" geschlossen wäre.

Schliesslich steht ja bei all den Vandalen-Akten auch die Frage im Raum, woher das vandalisierte Wissen eigentlich kommt? Wer in seinem Spezialgebiet mal in Wikipedia herumstöbert, wird schnell "Handschriften" erkennen. Einzelne Themen werden aus (oft nicht näher genannten) Publikationen abgekupfert. Abgesehen vom Problem der fehlenden Zitation (oder schlicht des Plagiats): So werden in einer Gesellschaft, die sich nur auf Google und Wikipedia verlässt auch wissenschaftliche Wahrnehmungen beeinflusst.

Literatur:

4.12.05

Aus der Welt der Blogs V: Blogs sind unwichtig

Noch ein Beweis, dass Blogs eigentlich nur ein selbstbezügliches, ausserordentlich überschätztes Phänomen seien? Hier: Die neue Studie von w3b hat herausgefunden, dass zwar 75 Prozent der Web-User schon von Blogs gehört haben. Aber nur 4 Prozent benutzen Blogs regelmässig zur Beschaffung von Informationen. Gar nur 2 Prozent schreiben regelmässig eigene Beiträge in Blogs (mehr als einmal pro Woche).